Gallus-Volksmarsch Arbon – St. Gallen          Gallusjubiläum  - St. Gallen - Schweiz

 

Im Jahr 2012 feiert St. Gallen das Gallusjubiläum. Es sind nämlich 1400 Jahre her, seit der irische Mönch Gallus im Tal der Steinach eine Zelle und ein Bethaus gebaut und damit den Grundstein für die Hochkultur des Klosterstaats wie auch der Stadt St. Gallen gelegt hat, deren Namensgeber er ist.

 

Die Legende über den Heiligen Gallus berichtet: Während Hiltibod schlief, war Gallus noch wach, als plötzlich ein Bär auftauchte. Gallus liess sich nicht einschüchtern, auch dann nicht, als der Bär sich aufrichtete. Gallus befahl dem Bären im Namen des Herrn, ein Stück Holz ins Feuer zu werfen. Der Bär gehorchte und trug das Holz zum Feuer. Anschliessend gab Gallus dem Bären ein Brot, unter der Bedingung, dass er sich nie mehr blicken lasse. Hiltibod, der mitgehört hatte, sagte zu Gallus: „Jetzt weiss ich, dass der Herr mit dir ist, wenn selbst die Tiere des Waldes deinem Wort gehorchen.“ Der Bär tauchte nie wieder auf und wurde später zum Wappentier der Stadt St. Gallen.

Das Gallus-Jubiläum dauert von April bis Oktober. Insgesamt bieten über 50 Projektträger im ganzen Kanton über 300 Veranstaltungen und Projekte zum Jubiläum an. Diese umfassen Musik, Kunst, Wanderungen, Führungen, Unterhaltung, Historisches, Begegnung. Den Leiter der Heitenrieder Wanderfreunde lässt vor allem der Gallus-Volksmarsch nicht mehr los.

Wanderungen werden organisiert von Bregenz und von Grabs aus, die ebenfalls einen Bezug zu Gallus haben. In Grabs starteten am Donnerstag 17 Personen mit den Etappenorten Oberriet, Rheineck und Arbon, um sich dann am Sonntag beim Gallus-Volksmarsch den übrigen Wanderern anzuschliessen. 

Am Sonntag, 14. Oktober 2012 heisst es früh aufstehen. Die Bahnfahrt beginnt um 5.14 Uhr in Düdingen. Umsteigen in Bern und in Romanshorn, 3½ Std. später Ankunft in Arbon. Nach zehnminütigem Fussmarsch treffen die Deutschfreiburger kurz vor 9 Uhr bei der Galluskapelle in Arbon ein. Sehr freundlicher Empfang unserer 15-köpfigen Wandergruppe mit Kaffee und Gipfeli. Der Wanderleiter erhält ausserdem 15 Bons für die Mittagsverpflegung seiner Leute und für die Bratwurst am Ziel, alles gesponsert.

         

                      Freundlicher Empfang mit Kaffee                         Galluskapelle                                   Uferpromenade

Nach Ansprachen der Organisatoren des OK Galluswege und Vertreter des „Vereins EXPO2027 Bodensee Ostschweiz“ und einem Blick in die Galluskapelle geht’s kurz vor 10 Uhr auf dem Schlosshügel neben der katholischen Kirche auf den Weg. Es ist der gleiche Weg, den Gallus im Jahr 612, also vor 1400 Jahren gemacht hat. Ein wunderbarer Tag mit wärmender Sonne. Gallus hat ja auch den kürzeren Draht zu Petrus als Beat (im Wallis, vier Tage zuvor). Am Schlosshafen (397m) vorbei, dem Adolph-Saurer-Quai entlang auf der Uferpromenade über die Aach, dem Grenzfluss zwischen Thurgau und St. Gallen. In Steinach werden die ebenfalls mitwandernden 30 Mitglieder des „Vereins EXPO2027“ ein erstes Mal über vorgesehene Projekte informiert. Nach der Durchquerung des Dorfs geht’s der begradigten Steinach entlang flussaufwärts, links gesäumt von Schrebergärten, rechts von Wohnhäusern und Industriebauten. Am Horizont gut sichtbar der Alpstein mit seiner Majestät, dem Säntis. Bei Obersteinach geht’s dann über Naturwege zur Ruine Steinerberg auf 480m. Ein erster Trinkhalt nach einer Stunde lässt die weniger Schnellen aufrücken.

Danach geht’s auf rutschigen Treppenstufen vorsichtig zur Steinach hinunter, über den Gallussteg und gleich wieder mehrere Dutzend Stufen hinauf, was einige etwas ausser Atem bringt. Alle sind froh den kühlen Wald zu verlassen und sich wieder von der Sonne wärmen zu lassen. Bahnstation Mörschwil im Ortsteil Hueb auf 542m. Der Blick auf ein aufgestelltes Zelt stellt auch die Wanderer auf. Reichlich gefüllte Papiertaschen mit der Mittagsverpflegung werden den Vorangemeldeten abgegeben, offeriert von Baumeler Reisen, eine gelungene Überraschung. Fast 45 Minuten dauert die Mittagsrast, eilig hat es niemand. Eine sehr angenehme Wandergruppe, alle kommen mit allen ins Gespräch.

Um 12.15 Uhr wird die Wanderung auf schönen Naturwegen fortgesetzt. Bei Schimishus geht’s hinunter ins Galgentobel. Imposant ist dort die Eisenbahn-kreuzung der Bahnlinien von St. Gallen nach Rorschach bzw. Romanshorn. Alle Arbeiten, vor allem die neue Doppelspurstrecke, sollen markante Reisezeitgewinne bringen, die Fahrt von St. Gallen nach München ab Ende 2015 weniger als 2½ Std. dauern.

  

                                   Unterwegs                                         Bei Schimishus                                  Technisches Wunderwerk

Die Gelegenheit war günstig die dortigen Wanderwege instandzustellen oder neu zu errichten, was von den Wanderern sehr geschätzt wird. Bald sind alle auf der Anhöhe von St. Fiden. Ennet der Eisenbahn und Autobahn ist das Espenmoos zu erkennen, das ehemalige Stadion des ältesten Fussballclubs auf dem europäischen Festland. Zu sehen ist auch das Riesenrad und zu hören der Lärm von der OLMA. Vorbei am Stadttheater geht’s in die Altstadt und in den Klosterhof hinein auf nunmehr 675m Höhe. 

Das Ziel ist erreicht, es ist 14.15 Uhr. Alle haben die 16 km mit 300m HD in 3½ Stunden geschafft. Getränke stehen bereit, vom Mineralwasser über Schorle bis zum Bier. Das Gallusbier, extra gebraut für das Jubiläum, mundet aussergewöhnlich gut, dies nicht nur wegen des vorhandenen Durstes. Die Nachfrage soll riesig, das neue obergärige Bier ein richtiger Verkaufsschlager sein. Immer mehr Wanderer treffen ein, die Bratwürste von Bechinger schmecken köstlich. Stadtpräsident Thomas Scheitlin, ebenfalls Präsident der OLMA nimmt sich mit seiner Begrüssung Zeit für die etwa 130 Wandersleute.

Den Wasserfall in der Schlucht haben wir gesehen, die Klause von Gallus nicht. Sie muss dem Zahn der Zeit zum Opfer gefallen sein, es ist ja auch schon 1400 Jahre her! Stellvertretend steht neben der Kathedrale eine Eremiten-Siedlung mit zwei Hütten, wie sie früher gebaut worden sind. 

     

                Stadtpräsi Scheitlin / Heitenrieder Wanderer    Gallusbier schmeckt Beat             Gallus Eremitage 2012 

Reinhard Frei vom OK Galluswege bedankt sich bei den Sponsoren, allen Helfern und Mitmachenden. Zu guter Letzt dankt auch noch der Heitenrieder Wanderleiter den Ostschweizern ganz herzlich für das Erlebte. Schade, dass dieser Anlass nur alle 100 Jahre stattfindet! Sie werden aber wiederkommen, die Deutschfreiburger, spätestens an die EXPO 2027! Nein, natürlich schon früher. Dem Verein „EXPO2027“ wünschen sie jedenfalls viel Erfolg für die Landesausstellung in der Region Bodensee Ostschweiz in 15 Jahren, die nun wirklich an der Reihe ist. 

Einige Heitenrieder kaufen noch das angepriesene, sehr empfehlenswerte Buch „Gallus-Wege“, dessen Vernissage am Vorabend stattfand. Die vier Autoren und erfahrenen Weitwanderer Reinhard Frei (Initiator des Gallusweg-Projekts), Daniel de Roulet, Wolfgang Sieber und Beni Bruggmann haben während je etwa 20 Tagen in Irland, Südengland, Frankreich und in der Schweiz zwischen dem 10. April und dem 7. Juli 2012 zusammen eine Strecke von 1’940 Kilometern zurückgelegt. Gestartet wurde beim Kloster Bangor in Nordirland, Ziel war das Kloster St. Gallen. Ihre Eindrücke haben sie täglich auf Facebook festgehalten und damit ein rasches  Redigieren und Layout und den Druck des höchst interessanten Buches mit 268 Seiten und 466 Farbfotos(!) ermöglicht. Auf Wunsch wurde das Buch mit einer Widmung versehen und von allen vier Autoren signiert („Gallus-Wege“, ISBN; 978-3-85882-641-1, Fr. 38.--). Auf der 3-stündigen Heimfahrt werden bereits einige Kapitel des Buches gelesen. 

Nach einem Besuch der Kathedrale wird noch in ein Café eingekehrt, bevor die Gruppe den Weg zum Bahnhof unter die Füsse nimmt. Es war ein phantastischer Tag auf einer uns bisher unbekannten Strecke mit kulturhistorischem Hintergrund. Dieser Tag wird allen Teilnehmenden lange in sehr guter Erinnerung bleiben.

Beat Schmutz

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