Heitenrieder wandern im Elsass, in Wallonien und im Saarland

 Donnerstag (Auffahrtstag), 17. Mai 2012

6 Uhr in der Frühe, die Abfahrtszeit hat sich seit nunmehr zehn Jahren eingependelt. Bei einer Frosttemperatur von -1°C holt der zuverlässige Chauffeur Bruno von Bruno’s Reisen in Bern-Bethlehem die Wanderfreunde in Heitenried ab. Weitere steigen in Schmitten, Düdingen und Bern zu. Das Ziel Monschau in der Eifel ist kein Ort mit klingendem Namen. Vielleicht ein Grund, dass der Bus nicht voll wird? Auf einem Rastplatz im Elsass finden die von den Neumitgliedern Mario und Heidi mitgebrachten frischen Weggli und Gipfeli zum Kaffee von Bruno grossen Anklang. Um 9.45 Uhr wird das 1'000 Einwohner zählende Heiligenstein auf der Anhöhe erreicht. Im Gegensatz zu 2004 (Reise nach Trier) gibt es in Frankreich nun auch Kurzstrecken, so genannte Parcours adaptés (P.A.) über 5 km, für unsere Durchreise sehr geeignet. Nach dem Erwerb der Startkarten steigts an Richtung Vogesen mit einer  vielfältigen Gratisverpflegung im Wald. Der spätere Abstieg führt via Rosenberg durch die Rebhänge des Heiligensteiner Klevener, einer geschützten Herkunftsbezeichnung des AOC-Alsace. Am Ziel munden die bouchées à la reine (Königinnen-Pastetli) ausgezeichnet. Und erst die Savarins au rhum! Köstlich. Der Reiseleiter wird von der grossen Elsässer Zeitung DNA interviewt, so auffällig steht der grosse Reisebus von BRUNO in der Landschaft. Grosszügig der Lohn des Organisators: Ein riesiges Lebkuchenherz, drei Flaschen einheimischer Wein und die Zusage für eine Teilnahme an unseren Wandertagen. Was gibt es Schöneres? Die Organisatoren rechnen an diesem Feiertag wieder mit über 1'500 Teilnehmenden! Der Erlös kommt einem Kinderhilfswerk in Sri Lanka zugute. 

                                                  

                                         Beat, Theo & OK-Präsi Jean-Georges Klingler von Heiligenstein 

Weiter geht die Fahrt über Strassburg und Saarbrücken nach Trier. Der Abstecher in diese Stadt lohnt sich allemal, wenn es auch nur für 1½ Stunden ist. Dann aus dem Moseltal hinauf, linke Seite mit Wegweiser „Irrel“ (Austragungsort der 1. IVV Europiade im kommenden September) über Bitburg („Bitte ein Bit“), Prüm und Schleiden nach Monschau. Ankunft um 19.15 Uhr nach über 600 km Busfahrt. Im ****Hotel Carat erfolgt das Einchecken zügig. Nach dem Abendbuffet erkunden einige noch das einzigartige Juwel der Nordeifel, die autofreie Stadt Monschau. 

Freitag, 18. Mai 2012: Ein reichhaltiges Frühstücksbuffet stimmt alle auf den Tag ein. Die Stadt Monschau liegt in einer tiefen Talmulde, eingebettet an den Uferhängen des Flusses Rur. Von den knapp 15'000 Einwohnern leben aber nur etwa 2'000 in der Stadt auf 517m, die übrigen in den sechs Ortsteilen über den Hängen. Trotzdem ist Monschau eine Tuchstadt, Senfstadt, Kaffeestadt, Brauereistadt, Festspielstadt, Marathonstadt usw. zwischen den Berghängen des Naturparks Hohes Venn-Eifel in Nordrhein-Westfalen. Vormittags wird die Kleinstadt individuell erkundet bis und mit Handwerkermarkt am westlichen Stadtausgang. Dieser ist im Stil eines Dorfplatzes angelegt. Rund um einen künstlichen Bachlauf mit Mühlrad befinden sich viele Marktstände mit Glasbläserei, Glasmalerei, Kunstmalerei, Tischtextilien, Stickereien, Spiel- und Holzwaren, Krippenbauerprodukten, Lederprodukten usw. Im Mittelpunkt lädt das gemütliche Restaurant zum Verweilen ein. Bei weiteren Attraktionen wie grossen Sandskulpturen, Modelleisenbahn oder der Heimatstube könnte man mehrere Stunden verbringen. Inzwischen ist auch Nachzügler Robert mit Bahn und Taxi in Monschau eingetroffen! 

                     

                              Stadt Monschau                                                            Im Handwerkermarkt 

Um 11 Uhr holt uns Bruno mit dem Bus ab für den Ausflug nach Banneux, dem grössten belgischen Wallfahrtsort. Auf streckenweise holprigen Strasse über Eupen (grösste der neun deutschsprachigen Gemeinden Belgiens in der Provinz Lüttich), Verviers und Theux erklimmen wir die karge Hochebene in den belgischen Ardennen. Der kleine Imbiss im Restaurant L’Europe ist für uns bereit. Danach gemeinsamer Marsch zum Startgelände Poverello. Die Startkarten zu 75 Cents (!) werden wie überall gemeinsam bezogen und mit dem Vereinskleber versehen. Die meisten machen sich auf die 6 km-Strecke, einige Eilige auf die 10 km. Durch die wallonische Hügellandschaft geht’s in einem Rundkurs über Adzeux um Banneux herum.

                                                      

                                                                          zurück in Banneux 

Von 13 bis 17 Uhr werden an diesem Freitag nach Auffahrt so viele Leute an den Start gehen wie in Heitenried am ganzen Wochenende. Den Rest des Nachmittags verbringen die Leute mit dem Besuch der Quelle und der Kapelle und erkunden das weitläufige, gut gepflegte Gelände des Wallfahrtsortes Notre Dame de Banneux. Die acht Erscheinungen hatte das damals 12jährige Mädchen Mariette Beco (gestorben 2011 als 90jährige) in den ersten drei Monaten des Jahres 1933. Gegen Abend fährt uns Bruno zurück über das Hohe Venn (Hochmoor) nach Monschau. Beim reichhaltigen Abendbuffet finden alle etwas für ihren Gaumen und ihre Augen. 

Samstag, 19. Mai 2012: Bereits um 8 Uhr fährt der Bus ab durch den Naturpark und an einem ehemaligen militärischen Sperrgebiet vorbei nach Bütgenbach im deutschsprachigen wallonischen Teil Belgiens. Der Reiseleiter versprach der Gruppe im Voraus eine Superstrecke rund um den Bütgenbacher Stausee. Ausgerechnet für dieses Jahr forderten die regelmässigen Teilnehmer zur Abwechslung eine andere Strecke, nicht um den See! So machen sich die Heitenrieder entweder auf die 7 km oder 13 km-Strecke. Diese führt zum Dorf hinaus, abwärts zu einem Fischweiher, steigt an, erlaubt Ausblicke auf die saftigen Wiesen, regelmässig unterteilt mit Hecken. Kontroll- und Verpflegungsposten in Weywertz, die Lütticher Waffeln munden prima. Zurück durch Wälder, einem Bach entlang zum zweiten Posten. Dann hinauf zur Staumauer und doch noch ein Stück auf schönen Naturwegen dem Stausee entlang. Hinauf ins Dorf zum Stempeln und Verpflegen. Um 12 Uhr sind bereits 532 Startkarten verkauft! Der lange Marsch in hügeligem Gelände am Vormittag erforderte zum Schluss noch ein forsches Tempo. Halbe Kilometer werden hier abgerundet, Höhendifferenzen nicht berücksichtigt. Als Gruppenpreis kann der Wanderleiter eine getöpferte Bütgenbacher Vase in Empfang nehmen. Nach dem Kauf von einheimischem Honig geht’s weiter mit dem Bus über Büllingen (Ardennen-Offensive!) und Schleiden nach Schwammenauel am Rursee.

                                 Schwammenauel           am Rursee

 Die Wetterprognose zeigte für diesen Tag 75% Regenrisiko an. Bei Sonnenschein und warmem Wetter besteigen wir an der Rurtalsperre das Schiff, tun uns an Kaffee und Torte gütlich und besteigen danach das Oberdeck. Das 490 Personen fassende Schiff hat einen Tiefgang von bloss 85 cm. In Rurberg heisst es nach 45 min. umsteigen, über den zweiten Staudamm wandern und mit dem kleineren Elektroboot (250 Personen) auf dem Obersee (Trinkwasservorrat Region Aachen)  eine weitere halbe Stunde ganz gemächlich und lautlos nach Einruhr (mit „h“) zu fahren. Eine einzigartige Erholungspause über die fjordähnlichen Seen durch den Naturpark Eifel. Die Rückkehr um 16.30 Uhr erlaubt allen sich in der Stadt unten noch mit Andenken und Mitbringseln einzudecken und die Kleinstadt bei pulsierendem Leben – hauptsächlich Tagesausflüglern – zu erleben.

Nochmals heisst es kräftig zugreifen beim abendlichen Buffet. Wer am Abend den Champions League Final Bayern München – Chelsea bis zum Ende des Penaltyschiessens verfolgt, hat Zeit noch manches „Bit“ zu bestellen. 

Sonntag, 20. Mai 2012: Packen, frühstücken, Getränke abrechnen und schon geht’s um 8 Uhr wieder heimwärts. Über die Höhen der Eifel, durch das Moseltal und über den Hunsrück steuert uns Bruno Richtung Saarbrücken. Kurz vorher biegen wir rechts ab nach Reisbach, einem Ortsteil von Saarwellingen. Startkarten beziehen, bekleben und an die Mitglieder verteilen und los geht’s. Die meisten nehmen die 5 km-Wanderung in Angriff, um sich anschliessend noch ein letztes Mal in Ruhe gut und günstig zu verpflegen. Die dicke Erbsensuppe hält wirklich bis zum Abend hin. Der Vorrat an Würsten wie auch an Kuchen und Torten ist bei über 2’000 TeilnehmerInnen zur Neige gegangen. Wegen eines Unwetters mit unpassierbarem Steg kann die Mühlenbachschlucht leider nicht begangen werden. Dafür entschädigen uns die gepflegten Vorgärten im kleinen Dorf. Für die Schwarzenburger Eilwanderer Sonja und Hans kommt wie überall nur die 10 km-Strecke in Frage. Als Gruppenpreis erhalten wir einen Römertopf und eine Flasche Saar Grubenwasser (32 Vol.%) und das Versprechen, mit einer Delegation nach Heitenried zu kommen.

Als Teilnehmer an der Aktion „Rettet die Umwelt“ hat das Bundesministerium für Umwelt- und Naturschutz dem OK einen Sonderstempel zur Verfügung gestellt. Viele Wanderer benützen zudem die Gelegenheit, die Ausstellung mit lebenden Bienen zu betrachten, um die Bedeutung der Bienen für die biologische Vielfalt zu würdigen. 

Um 13.30 Uhr beginnt der gefühlsmässig längste Teil der Reise. Nach 2¾ Stunden wird in der Autobahnraststätte Haut-Koenigsbourg das grosse Lebkuchenherz zerschnitten und verteilt. Nach weiteren 2¼ Stunden erreicht die fröhliche Gruppe Bern, wo sich die ersten verabschieden. In Düdingen und Schmitten werden weitere Personen verabschiedet und gegen 20 Uhr erreicht der Bus Heitenried. Die 10. Jubiläumsreise mit Bruno’s Reisen geht gut und unfallfrei zu Ende. 

Ein Ausflug in eine unbekannte Gegend hat sich für alle Mitfahrenden gelohnt. Viele neue Eindrücke gesammelt, überall herzlich empfangen worden, schöne Landschaften durchwandert, Fachwerkhäuser zuhauf gesehen, aberdutzende Windräder (bei uns noch verpönt) haben sich gedreht und viele neuen Wanderfreundschaften wurden geknüpft. Viele Dutzend Fotoaufnahmen erinnern an die Reise. 

Der Reiseleiter ist zufrieden, alles hat geklappt. Die Schirme brauchten trotz wenig versprechender Wetterprognosen kein einziges Mal aufgespannt zu werden. Die Regengüsse wurden in die Nacht und den frühen Morgen verlegt. Den mitfahrenden vier Zöllnern fiel auf, während vier Tagen keinen einzigen Berufskollegen gesehen zu haben. Für den Reise- und Wanderleiter beginnen schon bald die Vorarbeiten für die nächste Reise (Königswinkel/Allgäu, 3 Tage, zweite Hälfte August 2013).

Beat Schmutz

                     

                     Kurt mit dem Römertopf   -   Beat mit der Flasche Saar Grubenwasser (schwarzer Wacholder)

 

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