Panoramawanderung Oberdiessbach – Güggel – Äbersold – Ringgis – Müliseile – Aussichtsturm – Chuderhüsi – Würzbrunnen – Röthenbach Mit zwei Kleinbussen erreichen 22 Heitenrieder Wanderer am Donnerstag, 22. Mai 2014 den Startort Oberdiessbach am Tor zum Emmental. Im „Löwen“ werden beim Startkaffee und den grossen knusprigen Gipfeli bereits die Mittagessenswünsche ermittelt und an das Bergrestaurant übermittelt. Zwei Wochen zuvor hatte der Leiter mit zwei Begleitpersonen die ganze Strecke ausgekundschaftet. Start um 9.30 Uhr auf 605m Höhe. Nach dem Passieren der Pferdeweide im Haslifeld geht’s - nun auf Naturwegen - steil bergauf. Das Trio zieht am Waldeingang diesmal den wenig begangenen „Alten Laasweg“ der Forststrasse vor. Dieser ist zwar 15 Minuten länger, zieht sich aber tiefer im Wald den Churzenberg hinauf und hilft den Wandernden der Hitze zu entgehen. Die steile Route verlangt immer wieder kurze Pausen. Dann lichtet sich der Wald, wir erreichen nach 1½ Stunden den Güggel auf bereits 1027m Höhe mit traumhaften Blicken in die Berner Alpen. Dieses Panorama haben wir von hier weg nun den ganzen Tag vor Augen. Nach der Pause geht’s weiter auf dem breiten Grat mal hinauf mal hinab durch den Barschwandhubelwald. Beim Waldausgang wie auch später sind viele Klafter Holz aufgeschichtet. Die Bauern sind im Winter nicht untätig geblieben. Unter dem Chnubel hindurch wandern wir über offene Felder und begegnen unterwegs Ziegen, Schafen und Mutterkühen mit ihren Kälbern. Zwei Wochen zuvor war es das leuchtende Gelb des Löwenzahns, dieses Mal jenes des Hahnenfusses, welches die Wiesen schmückt. Beim Weiler Äbersold mit den blumengeschmückten Bauernhäusern dann steil hinauf. Der Picknickplatz mit der Feuerstelle würde zur Mittagsrast laden. Nach dem Waldweg (auch als Schattenweg bezeichnet) über den Ringgisberg geht’s hinunter. Von Weitem sind die beiden parkierten Mietbusse zu sehen. Um 12.30 Uhr erreichen die Wandernden mit knurrenden Mägen das Bergrestaurant Ringgis auf 1167m Höhe. Die Menüs sind vorbestellt: Ringgisteller mit Fleisch aller Art und Hobelkäse, Bratwürste vom Grill oder Chässchnitten, alles mit Salat vom Buffet - und alles gut und günstig. Der Grillchef und Bauer ist unkompliziert und meint: „Mier si hie im Ämmitau, da duzt me sich, i bi de Rüedu“. Diese Art kommt bei unseren Leuten an. Auf der Terrasse geniessen wir die Speisen und die Aussicht gleichermassen. Die Getränke sind preislich ebenfalls am unteren Ende der Skala. So kostet eine 1,5 Liter Flasche Mineralwasser 6 Franken. Gegenüber den beiden Chauffeuren und dem Wanderleiter zeigt sich Rüedu besonders grosszügig, diese sitzen gratis zu Tisch. Solche Gasthäuser merkt man sich. Manch einer der Mitkommenden wird später einmal mit den Grosskindern hierher zurückkehren, für ausreichend Spielsachen ist gesorgt. Mit einem „Tschou Rüedu“ verabschieden wir uns um 14 Uhr nach 1½ Stunden Aufenthalt, manche mit selbstgemachten Guetzli oder Nideltäfeli im Rucksack. Am nächsten Waldrand teilen sich die Wege wieder in einen Sonnen- und einen Schattenweg. Wir nehmen letzteren, durch den farn- und moosreichen Wald. Beim Abstieg durch eine Wiese zum Weiler Müliseile sind das Dach des Chuderhüsiturms wie auch das Würzbrunnen-Kirchlein gut zu erkennen. Die schwarzen Wolken verziehen sich wieder. Dann den Wurzelweg hinauf zum 42m hohen Aussichtsturm Chuderhüsi im Goucherenwald mit 195 Treppenstufen. Dieser wurde 1998 zum 850jährigen Bestehen der Gemeinde Röthenbach errichtet und brannte 2001 wegen menschlichen Fehlverhaltens(!) komplett ab. Bereits ein Jahr später errichteten die Zimmerleute wieder einen massiven Turm. Die Aussicht von dieser Turm-Plattform über den Tannenwipfeln auf 1170m – höchster Punkt des Tages – mit den Panoramatafeln auf allen Seiten ist grandios. An diesem dunstigen Tag ist die Heimat Gotthelfs für Fotoaufnahmen besser geeignet als die Alpen. Die 20 zufriedenen Wanderer, von denen kaum eine/r schon hier oben war marschieren durch den moosigen Wald mit dichten Heidelbeerstauden weiter Richtung Hotel-Restaurant Chuderhüsi. Schockiert war das Rekognoszierungs-Trio vom Transparent „Zu verkaufen“ schon beim ersten Mal. Man glaubt es kaum, das bekannte „Chuderhüsi“ an schönstem Aussichtspunkt ist in Konkurs geraten. Es bleibt zu hoffen dass es mit anderen Wirtsleuten mit neuen Ideen wieder auf die Beine kommt. Gruppenfotos werden gemacht von den Heitenriedern in ihren neuen blauen Vereinskleidern.
Nun geht’s ruppig bergab, bis ins Tal hinunter beträgt das Gefälle fast 300 Meter, manchmal fast in der Falllinie. Beim Weiler Paradisli erquicken wir uns am Brunnen beim Bauernhaus. Auf einem kaum sichtbaren Wiesenpfad geht’s weiter über ein Bächlein, dann im Wald durch dichte Heidelbeerstauden mit wenig Beeren hinauf und hinab. Kurz vor Würzbrunnen ein Wegweiser „Zum Waudgärtli“. In diesem Waldgarten zieht Greti Liechti Gemüse und Blumen. Ohne Dünger oder Vertilgungsmittel gedeihen diese prächtig, womit die leidenschaftliche Gärtnerin beweist, dass urwüchsiger Untergrund genauso voller Nährkraft ist wie Kulturboden. Sie kam in der Sendung „Aeschbacher“ im letzten Herbst ausführlich zum Zuge. In Würzbrunnen stünden unsere Mietbusse bereit für müde Wanderer. Die Gruppe läuft an den vorwitzigen Alpakas vorbei und besichtigt zuerst das historische Kirchlein aus dem Jahr 1495 und ist erstaunt ob dessen Schönheit. Das erste vermutlich über 1000 Jahre alte Kirchlein war ein beliebter Wallfahrtsort. Bekannt wurde das reich verzierte Gotteshaus durch den Schweizer Heimatfilm „Uli der Knecht“ von Franz Schnyder aus dem Jahre 1954. Im Sommer 2013 wurde das Gotthelf-Stück „Ueli der Chnächt“ in 100 Meter Entfernung als Freilichttheater aufgeführt. Jedes Jahr finden im wunderschönen Gotteshaus zahlreiche Trauungen statt, der Blumenschmuck zeugte bei der Besichtigung davon. Mit einem Kirchenlied bedankt sich die Wandertruppe für den schönen Tag. Auf der Terrasse des Kafi-Schöpfli wird bei warmen oder kalten Getränken das weitere Programm besprochen. Für einen Abstecher nach Lützelflüh reicht es nicht mehr. Über Feld- und Waldwege geht’s steil hinunter nach Röthenbach i.E. Die Kleinbusse stehen zur Heimfahrt bereit. Den prognostizierten Föhnzusammenbruch erlebt die Gruppe beim Einsteigen in die Busse mit den ersten Regentropfen. Die Heitenrieder haben bei schönem Wetter und idealen Temperaturen einen prächtigen Wandertag in einer wenig bekannten Region erlebt. Wanderzeit: 4½ Stunden, Pausen 3 Stunden, Höhendifferenzen mit allen Buckeln: Steigungen ca. 750m, Gefälle ca. 530m. |
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Beat Schmutz |